Monatstexte Archiv

Monatstext für Dezember 2025
Schau, der Wintersee rollt seine grauschwarz schimmernde Seide aus. Unter dem Schneehimmel zeichnen kleine Schiffe in stiller Fahrt hier eine Geschichte auf. Sie erinnert an Hoffnungsblau und Sommerlachen und während der Wind an den Rändern der Flüsterwasser einen Zackensaum aus erstem Eiskristall webt, leuchtet zwischen dem Raureiffiligran geknickter Gräser Dunkles und Unerlöstes auf. Ein Schauder legt sich in den Tag, doch wie einem geheimen Ruf gefolgt, steht am Ufer die Winterfrau, zieht ihre Schuhe aus, durchtanzt mit nackten Füssen das nur scheinbar Starre und nimmt es in Liebe in sich auf. Maryse Bodé. Früheres Bild von Serge Kleinert
Neumond im November 2025
Einkehren ins Nebelkloster, in den leisen Atem stiller Wälder und immer neu die innere Flamme schüren. Sie nährt das Herzwissen, macht auch zu kalter Zeit das Auge weit & frei. Und plötzlich erkennen wir wo in den vielen Schattierungen von Grau Novemberlicht blüht. Es hüllt uns schützend ein. Maryse Bodé
Monatstext für November 2025
Tanzteppich vertikal: Unter dem Gewölbe des Lichts, wo sich Zeit und Raum ans Universum lehnen, dort, zwischen tiefsten Tiefen, höchsten Höhen, werden wir entblösst, im Herbstlicht gebadet und im Duft letzter Rosen vom Kosmos ausbalanciert. Etwas greift den Lichtton neu, wiegt das Geheimnis im Herzkern. Und das Schauen sonnenhaft fällt mit dem Lichtstrahlenplissee in die Leuchtbuchen. Tanzteppich vertikal. Maryse Bodé
Monatstext für Oktober 2025
Camargue und weiter: Halber Mond auf Sternentuch und der Ruf der Möwe in der Früh über dem windgewiegten Zittergrün der Pappeln. Auch der Star ist da, lockt zu den Wasserläufen, wo sich bei der Düne Besammlung und Aufbruch nach Anderswo zeigt. Am Saum des Meeres setzen wir den Fuss auf singende Erde, sind von etwas unfassbar Hohem umarmt. Verneigung in den Sonnenton reisst die Himmel in uns auf. Maryse Bodé
Monatstext September 2025
Hoffnung: Ein zerbrechlicher Sommer fährt seine Lanzen aus. Gladiolen stehen in Reih und Glied, winken mit Farbe, wanken im Sturm. Wir stellen den Fuss auf Himmelsleitern, die nirgendwo mehr Halt finden. Wir schwanken, geben dennoch nicht auf, denn trotz dem Dunkel, das über uns fiel, hat etwas Hohes in uns überlebt. Es kratzt mit unsichtbarem Strahlenkranz das tiefe Blau hinter Wolkenschleiern und bald schon springt ein hellstes Weiss hervor, umhüllt uns sanft. Maryse Bodé/Foto: St. Michaels Mount/UK
Monatstext für August 2025
Die Ulme: Wir sassen unter dem Baum der guten Gesinnung. Wir hatten unendlich viel Zeit. Wir atmeten den Duft des nahen Maquis, lauschten der donnernden Brandung und über unsere Herzränder schwappten die türkisblauen Wasser. Wir liessen den Blick schweifen und wurden wie das Starengrüppchen im Sonnenuntergang hochgeworfenes Licht. Maryse Bodé
Monatstext für Juli 2025
Nachtlied der Amsel: Eine Fledermaus kreist. Ein Kraftplatz legt sich neu im Maquis an. Von fern ein Stampfen, Trommeln, Singen. Unter sich rundendem Mond versammeln sich Urvölker, rücken im Tranceschritt heran. Die Luft beginnt zu flimmern. Neues Netzwerk legt sich an, holt uns heim in etwas, das mit uns ins Summen der Sterne will. Maryse Bodé/Corse
Monatstext für Juni 2025
Da sind mir Gärten mit Lichtoasen auferstanden, haben mir ein neues Jetzt in die Blutbahnen gelegt. Auf verschlungenen Pfaden taste ich mich mit ihnen ins Ausufernde vor. Bin plötzlich Wellenbewegung, ein Meer mit Blütensaum und auch entfesselte Brandung, unter sturmgepeitschten Bäumen, die Sonne als Kompass im Puls. Copyright Maryse Bodé
Monatstext für Mai 2025
Tapis volant: Unter dem Gewölbe des Lichts, wo sich Zeit und Raum ans Universum lehnen, dort zwischen tiefsten Tiefen, höchsten Höhen werden wir entblösst, in neuem Licht gebadet und vom Kosmos ausbalanciert. Sonnenton entreisst uns immer neu der Illusion aus Trennung und Schmerz und im Staunen legt sich uns heilend Heiliges in die Tauwiesen: Tanzteppich multidimensional. Maryse Bodé