Monatstexte Archiv

Monatstext Januar 2025

BEWEGT: Ein- und Ausatem, ein Flügelpaar, Fülle und Leere, ein Strömen hin und her. Auch zu kalter Zeit eingerollt im Atem, wie in einem sommer-warmen Ährenfeld, und wieder ausgespannt zwischen die Sterne, den Fuss auf Schneepelz gesetzt, das Herz am Puls des Glitzerbaums. So gehen wir zeitlos. Gespannt in die Extreme sind wir in und ausserhalb der Zeit im Spiel, im Tanz der Formen. Geduckt und Sprung, geduckt und Sprung und Herum-wirbeln durch das innere Himmelszelt. Maryse Bodé / Aus meiner neuen Buchpublikation "Sonnenton reisst die Himmel auf", dendron verlag.

Weihnachtstext 2024

Wieder einmal die Innenseite der Worte bewohnen, Worte der Stille in denen wir neues Licht, Wärme und einem Hoffnungsschimmer finden. In tiefer Nacht Sternengefunkel in die Wortklause einbringen, wie in eine Scheune, wo Tier & Mensch, manchmal sogar ein Engel Nahrung finden und das Herz in leise Klänge gehüllt sich im Lauschen geborgen fühlt. Für einmal die Stille sprechen lassen, denn sie gibt dem Wortinnern jenen Glanz, der die dunklen Worte, die Schmerzworte und die Klageworte tief innen besänftigt und heilt. Dann kommt der Weihnachtsgedanke ohne grosse Worte aus und leise Worte leuchten ganz von Innen. Maryse Bodé/ Bild: Manuel Kleinert 1998

Monatstext Dezember 2024

Dezemberengel: Vor wenigen Tagen mit dem Wind auf einem kreisrunden Herbstteppich unter einer Baumnacktheit getanzt. Über Nacht dann plötzlich Schnee. Darin hell schimmernd eine Spur, die Raum um Raum öffnet, bis im Schauen die Innen-und Aussenszenerie ineinander stürzen und Einer mit Stern auf der Stirn in den Wiesen steht, mit blühendem Herz und einem Glanz in den Augen, der auf uns überspringt und Klang wird unter offenem Himmel. Maryse Bodé/Kraftplatz Engelberg

Monatstext für November 2024

Wo das Licht hingeht: Jetzt die langen Schatten bewohnen, das flache Sonnenflirren in goldenen Bäumen, das blaue Band der Abendluft und mit den Nebeln der frühen Nacht ins Schweigen sinken, in die Klarheit, die im Wissen der Herzmitte wacht. Jetzt die Fessel aus Zweifel und Zähmung lösen, das enge Netz, das uns in Raum und Zeit verstricken will und sich das Wort des Wiederfindens geben. Wer jetzt über die Dunkelheit hinweg liebt, weiss wo das Licht hingeht und geht mit ihm. Maryse Bodé

Monatstext Oktoberneumond 2024

Herbstneumond/Tanzteppich vertikal: Unter dem Gewölbe des Lichts, wo sich Zeit und Raum ans Universum lehnen, dort zwischen tiefsten Tiefen, höchsten Höhen, werden wir entblösst, im Herbstlicht gebadet und im Duft letzter Rosen vom Kosmos ausbalanciert. Etwas in uns greift den Lichtton neu, wiegt das Geheimnis im Herzkern. Und das Schauen, sonnenhaft, fällt mit dem Lichtstrahlenplissee in die Leuchtbuchen: Tanzteppich vertikal. Copyright Maryse Bodé / 29.9.24

Herbstbeginn 2024

Chaos jetzt, breitfächerig bloss gelegt, lockert das Auge auf, macht durchlässig und weit und in den vielen Fragen, zögernd noch ins Leere gesprochen, erwacht feurig die Antwort. Sie holt das Ohr ins flatternde Herz, lässt stillstehen, was Lüge ist und Gier. Und die Schweigeminute, im ersten Zorn. dreifach übers Wasser gespuckt, wird tausendfach gestreutes Gebet, das im Schmelztiegel Welt neue Glut gebärt, Bewusstseinsstrom fürs Weitergehen, damit sanft und doch unbändig stark der Kosmos auf neuen Ebenen in unseren Herzräumen erwacht. Maryse Bodé

Monatstext für September 2024

Karawane des Lichts: Schau, über dem Berg gleissendes Licht. Lässt im zarten Blau Wolkenaugen leuchten. Sie erzählen von herausgehoben sein aus Schwerem und Verlust. Sie fahren mit uns über jene Himmel, wo Tiefinniges und Umarmung haust und die Karawane des Lichts uns geheimnisvoll in neue Zonen des Urlebendigen begleitet. Maryse Bodé Aus: "Wie hochgeworfenes Licht"

Monatstext für August 2024

Liegen wie auf einem Boot, dem Ufer aus jauchzendem Grün entlang, die Füsse voran ins gespiegelte Rosenmeer. Ein Ginkgoblatt zittert in der Bruthitze. Ich ströme durch die üppige Gewürzfenchelzone, dahin unter der Königskerze, pflücke mir ihr Sonnengelb in den Mund und das Rot der Gold-melisse und trage den Garten in mir wie ein Meer, das die Seele schiffbar hält, wenn sie zwischen den Bergrücken ankert. Maryse Bodé

Monatstext für Juli 2024

MORGENFRÜHE: Noch geht die Nacht schwebend durch den Olivenhain und während sich das Meer mit weissen Kronen schmückt, hüllen mich die alten Gesänge der Insel ein. Schon in aller Frühe wiegt sich der Distelfink in stacheligen Blütenzonen, lockt mich aus Nachtschwere ins flirrende Licht. Sonne kitzelt Erstarrtes wach, ruft mich zu den blauen Wassern. Sie spiegeln Azur bis tief ins Schwarz, lassen sich vom Wind die Wellen kraulen. Ein Surfer flitzt vorbei, hebt ab zum Sprung und Jauchzer. Copyright Maryse Bodé

Monatstext für Juni 2024

IMPULS: Mit Worten das Schweigen brechen und doch das Unsagbare zwischen den Zeilen hängen lassen, wie ein Einatmen, der beim Ausatmen die innere Essenz als Omen, Amen oder alles zulassenden Hauch ins nächste Wort legt. Mit Worten wie Wellen den stillen Fluss in uns bewegen, den Lebensstrom. Mit Worten aus Licht & Schatten durch Sommergärten wandern, um das Blühen dort zu belauschen und hervorzuheben. Mit Worten Formen erschaffen, Linien, Unendlichkeiten, die plötzlich in ein Bild steigen, um sich zu dehnen oder zusammen zu ziehen, zu wachsen oder sich nebelhaft zu verschleiern, je nachdem auf welchen Urgrund sie fallen. Mit Worten Spannung erschaffen, im Zusammenspiel von grünem Herz-Atem, Türkislicht, rotem Sturm, blauer Ruhe und weissem Gesang, bis sich Tanz in die Füsse legt und Klang den Bogen spannt vom Anfangswort zum Schlusswort und zurück zum Beginn, um den inneren Kreis zu schliessen und auf geheimnisvolle Weise ins Summen der lebendigen Mitte zu locken. Maryse Bodé /Foto: Garten der Stille
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